Meine Medien-Momente 2014

© Andres Putting (EBU) / Quelle: LooMee TV
© Andres Putting (EBU) / Quelle: LooMee TV

Das Jahr 2014 neigt sich nun mit Sicherheit dem Ende zu. 

Es war ein bewegtes Jahr, in jeder Hinsicht, doch besonders mit Blick auf die Massenmedien.

Egal ob der Sieg von Conchita Wurst beim "Eurovision Song Contest", der Versuch die "Quizduell"-App ins Fernsehen zu bringen, das Ende von "Wetten dass..?" oder der Shitstorm gegen das YouTube-Netzwerk Mediakraft in den Sozialen Medien - 2014 ist viel passiert.

Im Folgenden möchte ich euch meine persönlichen Medien-Momente dieses Jahres präsentieren.

Fernsehen

Conchita Wurst gewinnt den ESC 2014 in Kopenhagen

© EBU / DR
© EBU / DR

Damit hätte wohl niemand gerechnet: Österreich gewinnt zum zweiten Mal in der Geschichte den "Eurovision Song Contest". Und das mit einer Drag-Queen!

 

Die Karriere von Tom Neuwirth begann 2006 in der österreichischen Casting-Show "Starmania", damals noch unter seinem richtigen Namen.

Die Kunstfigur Conchita Wurst hatte ihren ersten Auftritt bei der ORF-Sendung "Die große Chance". Danach versuchte sie vergebens die nationale Vorentscheidung zum ESC 2012 zu gewinnen.

 

Als ich erfuhr, dass sie Österreich beim "Eurovision Song Contest 2014" in Kopenhagen vertreten wird, war ich zugegebenermaßen anfangs nicht sehr erfreut.

Nicht weil ich sie für untalentiert hielt, sondern weil der ORF die Entscheidung selbst gefällt hatte und nicht wie in den Jahren zuvor in einer Publikumsabstimmung. Außerdem war der Ruf von Conchita Wurst nach Auftritten in diversen Reality-Formaten nicht sonderlich gut. 

 

Doch sie hat es mit ihrer Performance allen gezeigt. Kritikern aus der ganzen Welt hat sie sich als Frau mit Bart mutig gegenübergestellt und Europa hat mit der Wahl zur Siegerin ein starkes Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung gesetzt.

Ein Zeichen, mit dem ich 2014 noch nicht gerechnet hätte.


Flops über Flops

© ARD / ITV Studios Germany
© ARD / ITV Studios Germany

Dieses Jahr war auch geprägt von einer großen Anzahl an TV-Flops, besonders im Show-Bereich.

Im Serien-Bereich zeigte die ProSiebenSat.1 Media Group wie wenig Zeit neue Sendungen bekommen um sich zu etablieren und wie schnell diese zwischen verschiedenen Sendern hin und her geschoben werden.


Ein besonderes Kapitel in der Flop-Kartei nimmt sicherlich das "Quizduell" im Ersten ein.

Diese Show war ein Versuch der ARD die beliebte App "Quizduell" ins Fernsehen zu bringen. Geplant war, dass ein Studio-Team live gegen die App-Spieler zu Hause antritt.

Doch dies wollte einfach nicht funktionieren und es streikten gleich am ersten Abend die Server, sodass das Studio-Team gegen das Studio-Publikum antreten musste.

So ging es die ganze erste Woche weiter und die interaktive Quiz-Show verzichtete komplett auf die Interaktion mit den Zuschauern. Doch Moderator Jörg Pilawa machte die Not zur Tugend und führte spontan und souverän durch die Sendungen.

Und siehe da: In der zweiten Woche kam die Verbindung mit der App doch noch zu Stande und so bleibt das "Quizduell" als unterhaltsames Format in Erinnerung, welches im Frühjahr 2015 sogar wieder auf die Bildschirme zurückkehren wird.


© ProSiebenSat.1 Media / Brainpool
© ProSiebenSat.1 Media / Brainpool

Anders sieht es hingegen bei der "Millionärswahl" von ProSieben und SAT.1 aus, diese Show wird wohl nie mehr ins Fernsehen zurückkehren.

Auch hier zählte die Interaktion: Das Konzept war vom Publikum einen Millionär wählen zu lassen. Die Kandidaten mussten sich vorher im Internet registrieren und präsentieren, die Online-Community wählte dann 49 aus Kandidaten, die in die TV-Ausgaben kamen.

 

Die, als riesiges auf zwei Sendern ausgestrahltes TV-Event aufgeblasene, Sendung floppte im Grunde gleich in der ersten Show. Durch einen unausgereiften Voting-Prozess, bei dem nicht nur die Zuseher sondern auch die Kandidaten selbst Stimmen hatten, kam nicht der Kandidat mit den meisten Telefonanrufen weiter sondern der mit den wenigsten, was für großen Unmut im Internet sorgte.

In der zweiten Ausgabe am Tag darauf wurde zwar der Voting-Prozess adaptiert, doch auch das konnte das, auch dramaturgisch nicht sonderlich gut konzipierte, Format nicht vor dem Quoten-Einbruch retten, sodass die restlichen 35 Kandidaten nicht in fünf sondern in einer Show am späten Samstagabend im Schnelldurchlauf auf ProSieben gezeigt wurden.

Nachdem auch diese Sendung quotentechnisch versagte mussten die Moderatoren Jeannine Michaelsen & Elton das Finale als Live-Stream im Internet präsentieren.

Das Geld ging am Ende an einen Cannabis-Aktivisten.

 

Die "Millionärswahl" ist mit Abstand der größte TV-Flop des Jahres.


© ProSieben / Tresor TV
© ProSieben / Tresor TV

 Doch dies war nicht der einzige Flop bei ProSieben. Mit "Keep Your Light Shining" floppte vier Monate später eine eigentlich  innovative Gesangs-Show. 

Bei der Sendung standen zu Beginn neun Kandidaten in einem Kreis und jeder sang 30 Sekunden eines Liedes. Die Zuschauer konnten währenddessen via App oder online die Leistungen bewerten und abstimmen.

Trotz der unspektakulären Moderation von Annica Hansen waren die drei gezeigten Shows durchaus unterhaltsam. Nach desaströsen Quoten beschloss man aber "Keep Your Light Shining" nicht fortzusetzen.


© RTL / Norddeich TV
© RTL / Norddeich TV

Im Grunde floppte das gleiche Format in diesem Jahr in Deutschland, Österreich & der Schweiz gleich zwei Mal.

Denn die RTL-Show "Rising Star" basierte wie "Keep Your Light Shining" auf einer Sendung aus Israel. Wobei "Rising Star" deutlich mehr Elemente vom Original übernahm. Auch hier konnten die Zuseher via App abstimmen, doch die Kandidaten standen hinter einer großen LED-Wand auf welcher Fotos der Nutzer erschienen, welche positiv abgestimmt hatten und die sich hob, sobald 75 % der Stimmen positiv waren. Erst dann sahen die Künstler das Studio-Publikum und die Fach-Jury. 

Die Sendung wurde im Vorfeld als möglicher Nachfolger von "Deutschland sucht den Superstar" gehandelt und war, zumindest was die Kulisse betrifft, auch sehr gut umgesetzt.

Doch der Erfolg blieb aus. Das gesangliche Niveau war nicht wirklich höher als bei "DSDS", die Voreinspieler, welche die Kandidaten ankündigten, waren viel zu lang und schließlich kam auch noch Kritik seitens Kandidaten auf, dass diese ihre Songs gar nicht selbst aussuchen dürften. Das wurde von RTL jedoch dementiert. 

Am Ende wurde "Rising Star" in einem vorgezogenen Finale beendet, vermutlich für immer.


Wetten dass..? geht zu Ende

© ZDF / ORF / SRF
© ZDF / ORF / SRF

Fast 34 Jahre lief die Samstagabend-Show über unsere Bildschirme, viele Menschen begleitete sie durch ihre Kindheit, so auch mich.

Aber trotzdem fiel mir der Abschied nicht schwer.

Der Grund dafür ist einfach: "Wetten dass..?" hat sich schlichtweg überholt. Das Konzept ist zwar einzigartig aber nicht mehr zeitgemäß.

Viele meinen jedoch Markus Lanz sei schuld. Die Wahrheit ist, dass er nie eine Chance hatte, die Gunst der Zuschauer zu gewinnen oder gar das Format zu retten.

Thomas Gottschalk hat sich genau zum richtigen Zeitpunkt zurückgezogen und das ZDF hat wahrscheinlich nicht den besten Moderator für dieses Konzept gewählt, aber ob es mit jemand anderem besser gelaufen wäre? Wir werden es vermutlich nie erfahren.


Markus Lanz war der Totengräber, aber nicht der Mörder von einer der größten Fernsehshows aller Zeiten.

Ruhe in Frieden "Wetten dass..?" oder wie Lanz sagte: "Das Leben geht weiter - wetten, dass?"


Made in Austria

© ORF / Gebhardt Productions
© ORF / Gebhardt Productions

Gute Serien aus Österreich, gibt es die? Aber ja!

Der ORF beweist dies seit 2013 mit der Polizei-Dramaserie "CopStories", welche den Polizeialltag im Wiener Bezirk Ottakring zeigt.

Dabei gibt es sowohl das "Tagesgeschäft" der Streifenpolizei, als auch größere Fälle mit Drogen-Mafien & Co bei der Kriminalpolizei.

Alle Charaktere sind sehr genau gezeichnet, haben ihre Eigenheiten & privaten Probleme und entwickeln sich im Laufe der Handlung weiter. 

"CopStories" meidet Klischees und findet eine gute Linie voller Spannung zwischen Drama, Krimi und österreichischem Humor.

Derzeit gibt es zwei Staffeln (beide bereits auf DVD erhältlich), eine dritte startet im Frühjahr 2015 in ORF eins und angeblich gibt es schon Planungen für eine fünfte Auflage.


Web

ALS Ice Bucket Challenge

Bill Gates bei der Ausführung / Quelle: YouTube
Bill Gates bei der Ausführung / Quelle: YouTube

 Wer in diesem Sommer einen Blick auf die Plattformen Facebook oder YouTube warf, kam an ihr nicht vorbei: "Ice Bucket Challenge", so heißt der Online-Trend des Jahres 2014. Menschen gießen sich für den guten Zweck für eine Kübel Eiswasser über den Kopf. 

Aber warum eigentlich? Nur die wenigsten Teilnehmer wussten, warum sie das eigentlich machten, für viele ging es nur um ein bisschen Aufmerksamkeit im Netz.

Doch eigentlich diente die "Ice Bucket Challenge" dazu, um auf die seltene Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (kurz ALS) aufmerksam zu machen und Spendengelder für die Forschung zu sammeln. 

Aber viele wussten nicht wofür ALS überhaupt stand, was es war oder wie man den vollen Namen aussprach.

Trotzdem kann sich das Ergebnis der Aktion sehen lassen: Über 95 Millionen US-Dollar wurden 2014 an die ALS Association überwiesen. Hätte jeder Teilnehmer oder Nominierte gespendet, wäre es noch viel mehr gewesen.


Y-Titty nimmt eine Auszeit

© Y-Titty / Quelle: Clipfish
© Y-Titty / Quelle: Clipfish

Das Comedy-Trio "Y-Titty" betreibt mit mehr als 3 Millionen Abonnenten den zweit-erfolgreichsten deutschsprachigen Kanal auf der Videoplattform YouTube und mit acht Jahren Erfahrung gehören sie mittlerweile schon zu den alten Hasen im noch jungen Geschäft.


Nachdem viele Nutzer ihre Ideenlosigkeit und die abnehmende inhaltliche Qualität im Vergleich zur technischen Entwicklung bemängelten beschloss die Gruppe eine künstlerische Pause einzulegen und sich auf private Projekte zu konzentrieren.

Viele Fans warfen "Y-Titty" auch vor, dass sie nur mehr auf Geld aus seien und bekräftigten dies mit dem Fakt, dass Philipp Laude (Mitglied von "Y-Titty") einen Führungsposten beim YouTube-Multichannel-Network Mediakraft innehält.

Dem muss man entgegnen, dass YouTube keine Hobby-Plattform mehr ist, sondern ein rasantes Geschäftsmodell in dem es um Zeitdruck, Klick-Maximierung und Cross-Promotion geht.

Und dieses Geschäftsmodell zeigt nun auch Parallelen zum Fernsehen, denn auch dort werden Formate, die ausgereizt oder unbeliebt sind, eingestellt.


Auf dem Hauptkanal Y-TITTY erscheinen mittlerweile wieder regelmäßig neue Videos, der Zweitkanal Die Jungs und der Gaming-Channel Y-Play wurden hingegen komplett eingestellt.


Mediakraft erfährt Rückschläge

© Mediakraft Networks
© Mediakraft Networks

Vor einiger Zeit kam auf YouTube die Idee auf Gemeinschaften zu gründen - es entstanden sogenannte Multichannel-Networks (MCNs). Das Netzwerk soll dabei die Vermarktung des Videomachers übernehmen, bei Problemen helfen und Kooperationen herstellen. 

Hinter so einem Netzwerk steht meist eine Firma, welche nach Vertragsabschluss einen Teil der Werbeeinnahmen einkassiert.

 

Das größte deutschsprachige MCN sind die Mediakraft Networks (Mediakraft ist mit über 2500 Kanälen mittlerweile so groß, dass es sich selbst wieder in themenspezifische Netzwerke unterteilt). Mediakraft wächst jährlich, macht aber keinen Gewinn.

 

Immer wieder gab es dort das Gerücht von "Knebel-Verträgen", 2014 verließen gleich zwei der bekanntesten YouTuber das Netzwerk: Florian Mundt (LeFLoidFlipFloidDoktor Froid) und Simon Unge (ungespieltungefilmt).

Während Mundt Mediakraft eher still verließ, ließ Unge in einem emotionalen Video seinen offensichtlichen Frust ab und erhob teils schwere Vorwürfe gegen das Netzwerk.

Dieses habe ihn nicht unterstützt und sogar gedroht ihn in die Privatinsolvenz zu treiben, so Unge.

Mediakraft veröffentlichte am nächsten Tag eine Stellungnahme, in der man alle Vorwürfe zurück wies, via Facebook.

Ich bewundere Unge für seinen Mut, schließlich beschloss er auch seine beiden Kanäle aufzugeben und komplett von vorne zu beginnen (sein neuer Kanal Unge hat mittlerweile bereits über 600.000 Abonnenten).

Nach seinem Video brach ein gigantischer Shitstorm unter dem Hashtag "#Freiheit" in den Sozialen Medien aus. Anfangs vermittelte dieser Sturm noch eine Aufbruchsstimmung raus aus den beherrschenden Netzwerken und einen Kampf für mehr künstlerischen Freiraum, doch er wurde schnell zu einem unkontrollierbarem Schwall an Hass-Kommentaren gegen Mitarbeiter des Unternehmens und andere YouTuber, welche Mitglied bei Mediakraft sind.


Viele seiner Fans nahmen Unges Sicht der Dinge für bare Münze, klassifizierten jegliche Kritik sofort als "Hate" und machten aus "#Freiheit" kurzerhand "Alte vs. Neue Medien".

Das nutzte Fernsehmoderator Jan Böhmermann aus um sich einen Spaß zu erlauben und einen Shitstorm gegen sich selbst zu provozieren, den er auch sehr schnell bekam. Eine Aktion, die meiner Meinung nach, aber eher unnötig war.

Bitterböse aber lustig persifliert hat Simon Unges Video hingegen Satiriker Philipp Walulis (Video hier).


Am Ende steht ein spannendes Thema bei dem es um die Zukunft von YouTube geht, ein übertriebener Shitstorm, der das Ziel verfehlt hat und ein Rechtsstreit, dessen Ende es abzuwarten gilt.


Fazit

2014 war ein sehr bewegtes Medien-Jahr und trotz der vielen Flops bleibt es positiv in Erinnerung.

2015 wird mindestens genauso bewegt, schließlich findet dann der "Eurovision Song Contest" in Wien statt.

Meine Ziele werden sein, dass ich den Blog mit mehr Artikeln wieder etwas belebter und aktueller mache und dass ich alle Artikel seit 2011 überarbeite und auf Rechtschreibfehler & Co prüfe.


In diesem Sinne bedanke ich mich für eure Treue und wünsche euch ein erfolgreiches neues Jahr!


Niki


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Kommentare: 1
  • #1

    Si (Freitag, 13 Februar 2015 14:13)

    nicht nur, weil ich in vielem übereinstimme, finde ich Deine Rückschau sehr hilfreich. Man kann in der eigenen Programmauswahl die Prioritäten besser setzen.